Marc Viladrich tauschte Barcelona gegen Osnabrück
Bürgerpark statt Parc Güell
Petersdom statt Sagrada Familia? Bürgerpark statt Parc Güell? Und Nettebad statt Mittelmeer? Wer würde sich auf diesen Tausch einlassen? Marc Viladrich hat sich im September 2016 auf dieses Experiment eingelassen und tauschte Barcelona gegen Osnabrück. Bereut hat er diese Entscheidung nie, ganz im Gegenteil: In Osnabrück hat er ein neues Zuhause gefunden, in dem er sich rundum wohl fühlt.
Der Sohn einer Deutschen und eines Spaniers kam 1998 in Barcelona zur Welt, wuchs in der katalonischen Metropole auf und machte dort an einer deutschen Schule sein Abitur. Die Verbindungen in die Heimat seiner Mutter, nach Wiesbaden, waren stets eng, regelmäßig besuchte er die dort lebende Verwandtschaft. Dass die Wahl seines Studienortes schließlich auf Osnabrück fiel, hatte jedoch andere Gründe als Sehnsucht nach dem Heimatland seiner Mutter.
„Ich habe europaweit nach einem passenden Studiengang für mich gesucht und schließlich habe ich Cognitive Science an der Universität Osnabrück entdeckt“, erinnert er sich. „Das war genau das, was ich wollte – ein vielschichtiger, facettenreicher Studiengang. Hätte es dieses Angebot an der Uni in Barcelona gegeben, ich wäre vermutlich dort geblieben“, sagt er. Die Überraschung in seinem Freundeskreis war entsprechend groß, als er kundtat, die sonnenverwöhnte Stadt gegen Osnabrück tauschen zu wollen. Einen Klimaschock habe er bei seinem Eintreffen zum Wintersemester trotzdem nicht bekommen, versichert er glaubhaft.
Nach einiger Zeit im Studentenwohnheim gründete er mit neu gewonnenen Freunden eine eigene WG. „Ab da hatte ich das Gefühl, vollständig angekommen zu sein. Osnabrück ist seit diesem Zeitpunkt unumstritten mein Zuhause, in dem ich mich wohl fühle.“ Dazu trägt auch die lebendige und aufgeschlossene Community seines Studiengangs bei, meint Viladrich. Und genau dort fand er auch Freunde, mit denen zusammen er berufliche Weichen für die Zukunft stellte.
Mit Kommilitonin Sumin Kim aus Korea und weiteren gründete der Wahl-Osnabrücker im Sommer 2019 das Startup LobVR, das Virtuelle Realität für medizinische Zwecke nutzbar macht, unter anderem in der Suchtbekämpfung. Wenig später sicherte sich die Gruppe mit ihrer Idee schon einen Platz im begehrten Osnabrücker Startup-Accelerator Seedhouse im Wissenschaftspark. Sechs Monate gab es dort tatkräftige Unterstützung von Mentoren sowie von der Wirtschaftsförderung Osnabrück und inzwischen steht bei den Gründern fest, dass sie ihre Idee und ihr Startup auch nach dem Abschluss des Studiums weiterverfolgen wollen. Ein eigenes Büro im benachbarten Innovationscentrum Osnabrück wäre ihre Wunschvorstellung. Auch beruflich stehen somit bei Marc Viladrich alle Zeichen auf Osnabrück.
Der Strand seiner Geburtsstadt, das gibt er zu, fehlt ihm an manchen Tagen. Doch er hat stattdessen den Bürgerpark am Gertrudenberg für sich entdeckt und findet hier Ruhe und Entspannung, wenn er sie sucht. An Großstadtflair hingegen fehlt es ihm nicht. „In Osnabrück ist immer extrem viel los. Hier könnte ich jeden Tag richtig gut feiern gehen, langweilig wird es nie“, sagt er. Die Größe Osnabrücks ist für ihn optimal. „Ich erreiche alles in kurzer Zeit mit dem Fahrrad und anders als in Metropolen zählt hier der Einzelne, das Individuum als Persönlichkeit sehr viel mehr“, schildert der Student seine Beobachtung.
Ein großer Fußballfan ist Marc Viladrich nicht, das Camp Nou und die Weltklassekicker vom FC Barcelona fehlen ihm daher kaum. So kann er sich gut vorstellen, Königsblau gegen Lilaweiß zu tauschen und hat sich fest vorgenommen, bald auch mal ein Spiel des VFL zu besuchen…