Gründergeist mit nachhaltiger Mission
Lina Heppner entfaltet mit ihrem Osnabrücker Unternehmen „Green Hair & Beauty“ Strahlkraft
Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der im Mittelpunkt der Arbeit von Lina Heppner steht. Als Friseurmeisterin und Betriebswirtin betreibt sie in Osnabrück unter dem Namen „Green Hair & Beauty“ zwei Friseursalons, die nicht nur weitestgehend plastikfrei arbeiten, sondern den Nachhaltigkeitsgedanken ganz umfassend praktizieren.
Wenn Lina Heppner von Ihren beruflichen Erfahrungen berichtet, taucht schnell der Begriff „Vision“ auf. Genau einer solchen bedurfte es offenbar, um gängige Konventionen im Friseurhandwerk zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten.
Nach ihrer Ausbildung bei einem Naturfriseur arbeitete die heutige Unternehmerin unter anderem als stellvertretende Bereichsleiterin, besuchte Filialen und erhielt dabei Einblicke, die sie stark beeinflussten, wie sie berichtet. „Mir hat die Arbeit Spaß gemacht, aber ich habe auch mitbekommen, was in der Branche schiefläuft“, erzählt sie.
Zwar verwende auch ein Naturfriseur Produkte frei von chemischen und synthetischen Inhaltsstoffen, doch sei ihr dies noch nicht weit genug gegangen und auch in puncto Mitarbeiterführung habe sie großen Verbesserungsbedarf gesehen. „Mir war da schon klar, dass ich es anders machen möchte und dass es funktionieren wird. Was ich vor hatte, gab es ja noch nicht,“ so Heppner.
Mit professioneller Unterstützung zur Eröffnung
Konsequent nachhaltig, dabei jünger und moderner, so lautete ihre Zielsetzung für ihr eigenes Unternehmen. Für die Umsetzung entsprechender Ideen und Konzepte suchte sie sich professionelle Unterstützung beim Osnabrücker Gründerhaus und bei der Berufsbildungs- und Servicezentrum (BUS) der Osnabrücker Handwerkskammer GmbH, besuchte dort mehrere Workshops und führte aufschlussreiche Gespräche. Es folgte die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal und nachdem dieses am Rand des beliebten Katharinenviertels gefunden wurde, im Frühjahr 2016 die Eröffnung.
Schon zwei Stunden vor dem offiziellen Start hätten sich Kunden vor dem Saloneingang gedrängt, erinnert sich die Unternehmerin heute. „Es war der Wahnsinn, wir waren danach die nächsten 14 Tage komplett ausgebucht.“ Viele Kunden hätten ihre Dankbarkeit darüber geäußert, dass Heppner den Nachhaltigkeitsgedanken so konsequent umgesetzte. Auch die lockere Atmosphäre, auf die sie viel Wert lege, so Heppner, sei durchweg gut angekommen.
Selbst entwickelte Produkte
Da wo ein klassischer Friseur Alufolie beim Anfertigen von Strähnchen nutzt, wird bei Green Hair & Beauty Reispapier verwendet und auch bei Ausstattung und Einrichtung steht die ökologische Verträglichkeit im Vordergrund. Viele der genutzten Produkte wurden zudem von Lina Heppner selbst entwickelt. Chemieverzicht und verpackungsfreie Nutzung waren dabei Vorbedingungen. Zwei Jahre lang habe sie sich intensiv mit der Produktentwicklung auseinandergesetzt, in der eigenen Küche gemixt und gerührt, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Nach weiterer Optimierung, Prüfung und dem markenrechtlichen Eintrag folgte der Gang zu einer Manufaktur in Melle, wo seither vor allem Shampoos und Conditioner produziert werden.
Nach dem so erfolgreichen Start eröffnete die junge Unternehmerin 2018 in der Osnabrücker Hasestraße eine Filiale. Als sich zudem in unmittelbarer Nähe des ersten Standorts die Möglichkeit ergab, sich räumlich zu vergrößern, sei diese sofort genutzt worden. Als Flag-Ship-Store schlägt das unternehmerische Herz von Green Hair & Beauty seither an der Martinistraße, Ecke Herdestraße.
Nachhaltigkeit hat bei Green Hair & Beauty viele Facetten
Der Nachhaltigkeitsaspekt schließt für Lina Heppner aber auch faire Löhne mit ein. Zudem bietet die Unternehmerin ihren Angestellten flexible Arbeitszeitmodelle an, darunter eine 4-Tage-Woche. „Es gibt in der Branche schon lange einen großen Personalmangel und dennoch erhalten wir eine Fülle von Bewerbungen. Darauf bin ich stolz,“ so die vierfache Mutter.
Gefragte Expertise
Ihre selbstentwickelten Produkte werden mittlerweile auch von anderen Friseurbetrieben nachgefragt und das bundesweit. „Mit unserem neuen Konzept, das wir hier in Osnabrück praktizieren, haben wir in der Branche für ziemlich viel Aufsehen gesorgt“, so die 38jährige. Zwar wolle sich das Friseurhandwerk insgesamt in eine ökologischere Richtung entwickeln, es mangele dafür aber nach wie vor an Expertise.
Allerdings gäbe es auch Fortschritte, so die Unternehmerin. Habe man vor einigen Jahren einen Friseurbedarfskatalog durchgeblättert, hätten die Produkte noch zu einem hohen Anteil aus Plastik bestanden. Jetzt sei das Label „Nachhaltigkeit“ und „vegan“ ein großes Thema und Plastik auf dem Rückzug. Vieles beschränke sich in der Branche aber noch auf Einzelmaßnahmen.
Green Zero
Einen eigenen Webshop betreibt „Green Hair & Beauty“ bereits seit Ende letzten Jahres. Und auch die eigene Produktmarke „Green“ soll von Osnabrück aus noch stärker expandieren. Neue Wege beschreitet Heppner mit dem Konzept „Green Zero“, das ab Mitte Mai 2023 in der Hasestraße-Filiale umgesetzt wird und sich unter anderem an ein jüngeres, preisbewussteres Publikum richtet.
Geboten werden hier Haarschnitte ohne vorherige Terminabsprache. Das Serviceangebot ist weniger umfassend, die Preise dafür günstiger. Der Fokus wird insgesamt stärker auf den puren Haarschnitt gelegt. Unternehmergeist und den konsequenten Einsatz für Nachhaltigkeit – Lina Heppner wird ganz sicher auch zukünftig beides zu verbinden wissen.