Mediengestalterin Kerstin Herter und Pastor Tom Herter
Kreatives Dreamteam für Osnabrück
„Möchtest du für uns eine Kirchengemeinde gründen?“ Eine außergewöhnliche Frage, die Pastor Tom Herter vor einigen Jahren durch den Bund Freier evangelischer Gemeinden gestellt wurde. Die Idee, eine Kirchengemeinde wie ein Startup aufzuziehen, klang spannend. Also entschieden sich Tom Herter und seine Frau Kerstin für einen Umzug in die Friedensstadt. Gemeinsam schöpfen sie hier ihr kreatives Potenzial aus und bringen innovative Ideen auf den Weg.
Als das Jobangebot an Tom herangetragen wurde, musste sich das Paar aus Siegen erstmal informieren: Bislang war ihnen die Hasestadt unbekannt. Doch die Eckdaten passten für sie: „Osnabrück ist eine Stadt, in der wir uns vorstellen können, zu leben – eine Studentenstadt mit angenehmer Größe und einem breiten Freizeitangebot“, sagt Kerstin.
Zwei kurze Erkundungstouren bestätigten ihr Bauchgefühl. Also sagte Tom zu und 2015 fiel der Startschuss für die Freie evangelische Gemeinde Osnabrück K.d.ö.R. (FeG). Zwischen Weinkisten und Korken in einem Hinterhof einer Vinothek wurde gemeinsam mit einem ehrenamtlichen Gründungsteam der Grundstein für die neue Kirchengemeinde gelegt.
Kerstin wiederum nutzte die Gelegenheit, um in die Selbstständigkeit zu starten. Unter ihrem Label frauherter entwickelt und vertreibt sie Papeterie-Produkte wie Karten, Poster, Kalender und Ähnliches mit eigenen Designs.
Dank Teamwork Potenziale entfalten
Von Anfang an war beiden bewusst, dass Privates und Berufliches nicht immer klar voneinander zu trennen sein wird. Das bringen beide Berufe mit sich. Egal, ob der Designmarkt, bei dem der Pastor zum leidenschaftlichen Verkäufer wird, die Ausgestaltung von Gottesdiensten, Workshops und Co. mittels ausgefallener Design- und Dekorationsideen oder die spontane Seelsorge spätabends an der Kneipentheke.
Kerstin und Tom haben ihren eigenen Weg gefunden, sowohl Konstanten als auch Gestaltungsfreiräume zu etablieren. Die entscheidenden Faktoren: Zum einen ist die Arbeitszeit nicht komplett durchgetaktet. Es bleibt stets Raum, um frische Ideen und Projekte umzusetzen. Zum anderen ergänzen und unterstützen sich die beiden jederzeit in ihrem Alltag. So lassen sich Familie – denn inzwischen sind die Herters zu viert –, Job und Freizeit gut miteinander verbinden.
Kirchen-Startup mit frischen Ideen
Die Gemeindearbeit und der Aufbau der FeG Osnabrück nimmt hierbei eine zentrale Bedeutung ein. Als theologisches Startup wird die Gemeinde von einem Gründungsnetzwerk finanziert, bis sie sich durch Spenden selbst tragen kann. Der Zuspruch ist da und die Gemeinde wächst, denn das Konzept ist so simpel wie genial: Die Idee ist, Menschen in ihrer Lebensrealität abzuholen, ein neues Erleben von Glauben und Kirche zu ermöglichen.
Hierfür setzen Tom Herter und sein Team aus Ehrenamtlichen auf frische Formate: Angefangen bei Gottesdiensten, in denen Laien predigen, über Workshop zu kreativen und theologischen Fragestellungen bis hin zum eigenen Podcast, bei dem jüngst sogar der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff zu Gast war. Statt auf Kirchenbänke und Orgel wird auf eine gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre gesetzt. Tischdeko, Begleitung durch Gitarre, Spielecken für die Jüngsten. Die noch junge Gemeinde soll ein Ort der Begegnung sein.
„Wir haben den Anspruch, dass Kirche und Gemeinde ein Ort zum Wohlfühlen ist“, erklärt Kerstin. Essenziell sei dabei Authentizität: „Wir wollen Kirche so gestalten, dass sie zu uns und unserem Umfeld passt“, ergänzt Tom. Dass er sich mit einem Mikrofon frei bewegen und auf die Menschen zugehen kann, statt hinter einer Kanzel Distanz aufzubauen, kommt ihm, der in seiner Freizeit seinen Gedanken häufiger mal als Poetry Slammer Ausdruck verleiht, sehr entgegen.
Kerstin ist hier nicht nur Stütze, sondern vor allem ausgleichendes Element: „Tom hat immer 1000 Ideen. Davon filtere ich 700 raus, und die anderen 300 können wir umsetzen.“ Eine dieser Ideen ist die Kooperation mit der Jugendkirche Osnabrück, die seit 2017 besteht. Das Ziel: der Aufbau eines „ökumenischen Innovationszentrums für kirchliche Jugend- und Gemeindearbeit“.
In Osnabrück zuhause – beruflich und privat
Kerstin und Tom fühlen sich in Osnabrück rundum wohl. Ihre Lieblingsplätze: die Redlingerstraße und der Arndtplatz, wo sie ihre erste Wohnung in Osnabrück bezogen haben. Seit der Geburt ihrer beiden Kinder steht zudem der Koggestrand, der Spielplatz am Adolf-Reichwein-Platz, hoch im Kurs.
„Mit Kindern verschieben sich die Prioritäten“, sagt Tom. Daher seien sie während der Covid-19-Pandemie in eine Wohnung mit Garten in Sutthausen gezogen. Eine nette Nachbarschaft, viel Natur in unmittelbarer Nähe – und mit dem Fahrrad sind die meisten Points of Interest schnell zu erreichen.
Eine weitere Veränderung, die die Pandemie mit sich brachte: Kerstin hat ein Angebot für eine Remote-Teilzeitstelle ihres ehemaligen Arbeitgebers in Siegen bekommen. Nun widmet sie sich parallel ihren Herzensprojekten in Osnabrück und ihrem „alten, neuen Job“. Ein Glücksfall, denn heute sagt das Paar: „Wir können uns gerade nicht vorstellen, woanders zu leben.“