Der Polizist, dein Freund und Trainer

Sebastian Häfker setzt sich mit SV Kompass für mehr Teilhabe im Sport ein

Polizeihauptkommissar Sebastian Häfker arbeitet im Sachbereich Prävention der Osnabrücker Polizei. Er entwickelt Strategien zu Themen wie Sucht und Drogen, arbeitet mit Organisationen wie „Keine Macht den Drogen“, Schulen, dem LKA, dem BKA – und bringt seine Erfahrungen in Bildungsprojekte ein. Seine soziale Ader im Beruf auszuleben, reicht ihm jedoch nicht. Seit einigen Jahren trainiert er ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen, um Werte wie Toleranz, Respekt und Zusammenhalt zu vermitteln. Sein aktuelles Herzensprojekt ist der SV Kompass.

Prävention als Beruf und Berufung

Wenn Sebastian Häfker über seine Arbeit spricht – sei es als Polizeihauptkommissar, als Vorsitzender des Osnabrücker Neustadt e.V. oder als Vereinsvorsitzender des SV Kompass – dann spricht er vor allem über eines: Freundschaft. „Polizei, dein Freund und Helfer, das hat sich für mich schon als Kind gut und richtig angehört“, sagt er. „Mein großer Gerechtigkeitssinn ist mir wohl schon in die Wiege gelegt worden; ich wollte immer eine positive Rolle im Leben meiner Mitmenschen spielen und Schwächere unterstützen.“

Häfker, selbst Deutscher Polizeimeister und Vizeweltmeister der Veteranen 2021 im Judo, nutzt seine Leidenschaft für diesen Sport als Türöffner. „Faires Kämpfen für Toleranz und Integration“ war schon bei den ersten Projekten sein Motto. Während der Flüchtlingsbewegung 2015 war er im Streifendienst im Einsatz – diese Zeit war sehr prägend. „Bei Einsätzen sind es meist nur eine Handvoll Menschen, die Probleme machen. Ich habe gesehen, wie sehr sich die allermeisten einfach nur Frieden und Zugehörigkeit wünschen“, ist das Fazit, das er aus Großeinsätzen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gesprächen mit Geflüchteten zieht. Diese Erfahrung wurde zum Auslöser für sein Engagement. 202404ründete er mit anderen Mitstreitern den SV Kompass. Der Verein setzt genau dort an, wo Freundschaften und Selbstidentität oft beginnen: in der Schule.

Mit Sport zu mehr Teilhabe

Der Verein SV Kompass ist aus dem Wunsch entstanden, Kindern und Jugendlichen – insbesondere mit wenig Teilhabechancen – über den Sport Werte wie Toleranz, Respekt und Zusammenhalt zu vermitteln. Gründungsmitglied und zweiter Vorsitzender ist Reimar Deibert, ein langjähriger Freund von Sebastian Häfker, und als Lehrer und Fachberater für inklusive Schule mit Know-how und Blick hinter die Kulissen ein wertvoller Mitstreiter. Ab Sommer ist der SV Kompass an zehn Schulen in Osnabrück aktiv – Tendenz steigend. In nachmittäglichen Arbeitsgruppen, die nichts kosten und niedrigschwellig zugänglich sind, lernen Kinder soziale Regeln, stärken ihr Selbstbild und probieren sich in verschiedenen Sportarten aus. Dabei setzen die AGs in der ersten Phase auf pädagogisch geschulte Erzieherinnen, bevor Fachtrainerinnen und Fachtrainer dazustoßen, um den sportlichen Teil zu vertiefen. Hier zeigt sich dann auch, ob ein Kind langfristig Begeisterung für eine Sportart entwickelt. Ist das der Fall, vermittelt SV Kompass den Kontakt zu einem der Sportvereine, damit auch unabhängig von der Schul-AG weitertrainiert werden kann. So entstehen Räume, in denen Identität, Gemeinschaft und Akzeptanz ganz selbstverständlich wachsen und gleichzeitig Talente gefördert werden. „Es ist mir besonders wichtig, Randsportarten anzubieten“, erklärt Häfker. „Es finden sich auf Schulhöfen oder Spielplätzen immer Möglichkeiten, einen Ball zu kicken oder ein paar Körbe zu werfen, aber für Hip-Hop-Tanz, Judo, Geräteturnen oder Fechten müssen größere Schwellen überwunden werden. Wir ermöglichen allen das Reinschnuppern in besondere Sportarten, auch denen, deren Eltern vielleicht nicht den Zugang zu Sportvereinen herstellen können.“

Vertrauen durch Begegnung

Diese Form der Integrationsarbeit ist neu und trifft nicht immer überall sofort auf offene Türen. Doch Häfker setzt auch hier auf freundschaftliche Strukturen – Beziehungen zu Schulen, zu anderen Vereinen, zur Stadtgesellschaft. „Mein Anspruch ist es, strukturell etwas zu ändern und möglichst viele Menschen zu erreichen“, so Häfker. „Wir brauchen Offenheit für neue Arten der Zusammenarbeit. Ich wünsche mir weniger Konkurrenzdenken unter den einzelnen Sporteinrichtungen und noch mehr Gemeinschaft.“ Vertrauen entsteht durch Begegnung – genau das Prinzip, das der Verein bei den Kindern fördert, nutzt Häfker auch zum Aufbau von Netzwerken: „Ressentiments begegnen wir mit Vertrauensaufbau, das habe ich aus den Erfahrungen mit den Schulen gelernt. Wir sind sehr verständnisvoll, was die Möglichkeiten und Herausforderungen der anderen Institutionen angeht, und schätzen ihre Kapazitäten wert.“ Da wundert es nicht, dass auch unter den Erwachsenen im Zusammenhang mit dem ehrenamtlichen Engagement schon tiefe Freundschaften entstanden sind.

Die Judosafari im Osnabrücker Zoo

Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit ist die Judosafari, die der SV Kompass gemeinsam mit anderen Vereinen aus Stadt und Landkreis am 9.August im Zoo Osnabrück organisiert. Bis zu 1000 Kinder werden erwartet. Drei Disziplinen – Kreativität, Parcours und Judo – bieten die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Die Veranstaltung ist offen für alle Kinder von 4 bis 14 Jahren, der Zooeintritt für Teilnehmende extrem vergünstigt. Die Idee hat Sebastian Häfker gemeinsam mit seinem engen Freund, Vereinsmitglied und Vorsitzender des Kreis Judo Fachverbandes KJFV Osnabrück, Tim Trappe, entwickelt.

Ist die Friedensstadt besonders geeignet, um Freundschaften zu pflegen? Gelegenheiten, um neue Kontakte zu knüpfen und das Netzwerk zu festigen, findet Häfker in Osnabrück jedenfalls genug: „Die Maiwoche ist großartig, um sich auf den neuesten Stand zu bringen und in ganz lockerer Atmosphäre Beziehungen zu vertiefen!“ Aber auch Events wie das Grünkohlessen, das Bürgerdinner, die Weinfeste oder Kulturveranstaltungen nennt Häfker als gute Treffpunkte für Menschen, die sich vernetzen wollen. Netzwerken gehört für ihn zu einem perfekten Tag in Osnabrück, den er so beschreibt: „An einem perfekten Tag steige ich um 5:45 Uhr auf mein Fahrrad, arbeite bis 15:30 Uhr, bin dann in einer unserer Sport-AGs an einer der tollen Grundschulen und habe danach noch einen Videocall zur Judosafari. Und nach dem Krafttraining bei den Judo Crocodiles geht es mit meiner Frau und meinem Sohn auf die Maiwoche.“ Der perfekte Tag ist für Sebastian Häfker also ein Arbeitstag? „Ich arbeite einfach unheimlich gerne“, antwortet er und hat auch schon die nächste Idee, an der er arbeiten möchte.

Mit dem SV Kompass in die Zukunft navigieren

Schulen jenseits der Stadt- und Landkreisgrenzen zu, und seine Vision geht über das hinaus, was heute schon sichtbar ist. Er träumt von Stadtteilschulen, die auch Begegnungsräume für Eltern und Nachbarschaft sind. Von Strukturen, die Demokratie lebbar machen – jenseits des Klassenraums. „Schule kann der Ort sein, an dem unsere Gesellschaft wieder zusammenkommt“, sagt er. „Dafür braucht es Räume, Vertrauen und Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.“ Dass er zu diesen Menschen gehört, daran lässt Sebastian Häfker keinen Zweifel. Und wer ihm zuhört, merkt schnell: Die Kraft, die er aus Freundschaften schöpft, gibt er auf vielen Ebenen an andere weiter. Teilhabe, das ist aus seiner Sicht nicht nur für das Individuum wichtig – sie ist das Fundament für eine funktionierende Gesellschaft.