Rosa Schwenzer fand für ihre Töpferwerkstatt in Osnabrück das ideale Umfeld
Wahre Lebensqualität
Es ist ein seltenes Handwerk, dass Rosa Schwenzer beherrscht. Als ausgebildete Keramikerin fertigt sie auf der Drehscheibe kunstvolle Töpferwaren und Skulpturen, jede von Ihnen ein Unikat. Nach einer längeren Station in Hamburg führte sie der Wunsch nach einer eigenen Werkstatt zurück nach Osnabrück. Hier hatte sie zuvor bereits Kunstpädagogik und Kunstgeschichte studiert und die Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung schätzen gelernt.
Der Traum von der eigenen Töpferei ist für Rosa Schwenzer Wirklichkeit geworden. Unmittelbar hinter der Kunsthalle Dominikanerkirche, einem angesehenen Ausstellungsort für zeitgenössische Kunstwerke, befindet sich ihre Werkstatt. Leise surrend dreht sich hier die Töpferscheibe, auf der die 38jährige einen Klumpen Ton bearbeitet. Es dauert nicht lange, bis sich eine Schalenform herausbildet und zunehmend an Kontur gewinnt. „Eine eigene Werkstatt zu haben war immer schon in meinem Kopf, aber es hatte sich bisher nicht ergeben. Die Zeit war jetzt einfach reif dafür“ sagt sie und lächelt. „Glückstässchen“ hat sie ihre neue Wirkungsstätte getauft und der Name ist Programm.
Wege zur beruflichen Weiterentwicklung
Angefangen habe ihre Leidenschaft für das Töpfern bereits in Kindertagen durch Kurse im städtischen „Haus der Jugend.“ „Ich bin da quasi mit aufgewachsen,“ berichtet sie. Das Hobby zum Beruf machte Schwenzer schließlich mit ihrer dreijährigen Ausbildung bei der Firma Rauer-Keramik in Venne, nördlich von Osnabrück.
Zweimal im Jahr reiste sie in dieser Zeit für jeweils mehrere Wochen zum Blockunterricht nach Schleswig-Holstein, wo sich Keramik-Auszubildende aus ganz Norddeutschland einfanden. Mit dem anschließenden Kunstpädagogik- und Kunstgeschichte-Studium an der Universität Osnabrück erweiterte sie ihre Kenntnisse und Kompetenzen und fand besonders Gefallen an den pädagogischen Inhalten.
Ein Umzug nach Hamburg folgte und mit ihm die langjährige Arbeit in einer Kindertagesstätte. Parallel sei sie aber auch durchgehend in Töpfereien tätig gewesen, vor allem um sich künstlerisch weiter zu entwickeln. Häufig seien dabei Interessierte auf sie zugekommen und hätten den Wunsch geäußert, selbst töpfern zu wollen. Allerdings hätten dies die räumlichen Gegebenheiten in der Werkstatt, in die sie sich eingemietet hatte, nicht zugelassen.
Von Hamburg zurück nach Osnabrück
Es sei schließlich die Pandemie gewesen, die sie darin bestärkt habe, das Töpfern zu intensivieren und eigene Kurse zu geben. „Ich hatte ohnehin Lust auf einen Ortswechsel und habe dann hier in Osnabrück tatsächlich eine geeignete Werkstatt gefunden“ berichtet Schwenzer. Innerhalb von einer Woche habe sie alles Notwendige klären können, ihre Stelle gekündigt und den Umzug nach Osnabrück auf den Weg gebracht. Das mit dem Ortswechsel in die Stadt an der Hase auch ihre Familie und die hier lebenden Freunde wieder näher rückten, sei ein weiterer positiver Effekt gewesen, so Schwenzer.
Ein Fahrradmensch mit besonderen Vorlieben
Ein Produkt ihrer bisherigen Arbeit in Osnabrück sind Becher mit Fahrradsymbol, die zugleich auch als Statement zu verstehen sind. „Ich bin ein Fahrradmensch und erledige alle Wege soweit möglich mit dem Rad“ berichtet sie. Osnabrück sei dafür der ideale Ort, denn die Wege in der Innenstadt seien im Vergleich zu ihrem vorherigen Wohnort kurz. „In Hamburg war es mit dem Radfahren schon deutlich schwieriger, vor allem wenn man, wie ich, etwas außerhalb wohnte.“
Aber auch in anderen Bereichen kämen ihr die Verhältnisse in Osnabrück sehr entgegen. „Wir haben hier eine unglaubliche Vielfalt an Geschäften, vom eine Welt-Laden, über Geschäfte mit nachhaltig produzierter Kleidung bis hin zum Unverpackt-Laden“, so Schwenzer. In Hamburg habe sie derartige Unternehmen, die ihr besonders wichtig seien, einzeln und über längere Distanzen ansteuern müssen.
Übersichtlich und weltoffen
Insbesondere die Osnabrücker Altstadt verbindet Rosa Schwenzer emotional mit sehr positiven Eigenschaften. „Die vielen alten Gebäude, dazu dann noch blauer Himmel und die Menschen, die zufrieden in den Cafés sitzen, das strahlt für mich wahre Lebensqualität aus“ berichtet sie. „Dazu das Kopfsteinpflaster, die alten Bäume, viele Kirchen, das macht so ein heimeliges Gefühl.“ Übersichtlich und weltoffen, so beschreibt Schwenzer ihre neue und zugleich alte Heimatstadt, die auch durch viel studentisches Leben geprägt sei.
Positive Emotionen löst aber auch nach wie vor das Töpfern bei Schwenzer aus. „Töpfern erdet mich. Es ist ja auch tatsächlich ein Stück Erde, dass ich da bearbeite und das zuvor lange lagerte musste, um es überhaupt gut bearbeiten zu können.“ Viel Geduld sei zum Töpfern nötig. „Es geht alles nicht so schnell, wie man es manchmal gerne hätte.“ Wenn der Ton unangemessen behandelt werde, gäbe es einen Rückschlag, man erfahre unmittelbar eine Resonanz und das fasziniere sie an dieser Tätigkeit besonders.
Ein ideales Umfeld
Diese Faszination scheinen auch in Osnabrück viele Menschen zu teilen, wie die Nachfrage nach Schwenzers Töpferkursen belegt. Die bisherige Resonanz sei dabei durchgehend positiv. „Meine Kunden wollen sich beim Töpfern entspannen und hier eine schöne Zeit verbringen,“ erläutert sie. Eine lockere Atmosphäre, in der die Arbeit zum Erlebnis werde, sei ihr deshalb besonders wichtig. Stilistisch orientiere sie sich gerne an floralen Mustern und bevorzuge eher filigrane, leichte Töpferwaren. Zudem habe sie schon immer gerne Skulpturen gefertigt und bereits im Studium den Schwerpunkt Bildhauerei gewählt.
Der Skulpturenarbeit möchte die erfahrene Keramikerin zukünftig noch mehr Zeit zu widmen. Allerdings ist diese aktuell ein knapp bemessenes Gut, denn neben ihrer Töpferwerkstatt arbeitet Schwenzer noch als Inklusionsbegleiterin an einer Osnabrücker Schule. „Das ist zwar eine Herausforderung, aber mir machen beide Tätigkeiten Freude,“ sagt sie. Umweltschutz, Entschleunigung, Regionalität sowie die Erzeugung langlebiger Produkte – diese Ziele sind Rosa Schwenzer wichtig. In Osnabrück habe sie dafür ein ideales Umfeld gefunden.