Café Felka

Perfekte Melange: Ein Ort der Erinnerungskultur und Weltoffenheit

Wer das malerische Café Felka von der Gartenseite über die siebenstufige Treppe betritt, wird gleich von ihnen empfangen: Links an der Wand das Porträt von Felka Platek, rechts das von Felix Nussbaum – das Künstlerpaar, das vor dem Schreckensregime der Nationalsozialisten zunächst ins Exil geflohen war. 1944 wurden Platek und Nussbaum von den Nazis ermordet. Das hell durchleuchtete Café Felka erinnert an beide – und das an einem Ort mit dunkelster Vergangenheit.

Sara Josef, Geschäftsführerin von Exil e.V,, sitzt vor dem Porträt der Künstlerin Felka Platek im Café Felka.

Denn die ehemalige Villa Schlikker, in dem das Café in diesem Juni eröffnete, war 14 Jahre lang (1932 -1945) Sitz der Osnabrücker Kreisleitung der NSDAP. Aus dem Ort der rassistischen Schreckensherrschaft ist ein Ort der Vielfalt, Toleranz und Begegnung geworden. Unter den vielen Osnabrücker Erfolgsgeschichten, die wir hier präsentieren können, ist dies eine mit der größten Strahlkraft. Auch, weil sie so viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker ermöglicht haben.

Rückblende: Im Museumsquartier mit dem weithin bekannten Felix-Nussbaum-Haus gab es schon lange den Wunsch, ein Café zu eröffnen. „Wir waren auf der Suche nach einem gemeinnützigen Verein als Betreiber“, erklärte Nils-Arne Kässens, Direktor des Museumsquartiers, in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Hintergrund: In der „Villa_“, Teil des Quartiers, soll im September die Eröffnung stattfinden für ein „Forum für Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“. Die Arbeiten an dem Gebäude werden von unterschiedlichen Institutionen gefördert. Sie machten zur Bedingung, dass ein gastronomischer Betrieb nicht kommerziell sein durfte.

Seit 2015 gibt es den Traum vom Café

Hier nun kam der Osnabrücker Verein Exil ins Spiel. Der Verein, so heißt es auf der Webseite, „setzt sich seit 1987 dafür ein, dass Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte menschenwürdig und angstfrei hier leben können“. Sara Josef ist die Geschäftsführerin von Exil. „Seit 2015 gibt es den Traum von einem Café “, berichtet sie.

Damals hatte sie Maan Mouslli und Nermeen Alkhodari aus Syrien kennengelernt. „Nermeen ist eine fantastische Köchin und Bäckerin“, sagt Josef. 2022 gründeten Mouslli und Alkhodari den orientalischen Party- und Catering-Service „Os Mabruck“. Das arabische Wort „mabrouk“ bedeutet „gesegnet“ oder „ich gratuliere“. Der Traum vom Café blieb trotzdem. Und ist jetzt im Museumsquartier Wirklichkeit geworden: mit Exil e.V. als Pächter und seinem gastronomischen Partner „Os Mabruck“.

Der Garten des Cafés.

Am 8. Juni wurde das Café eröffnet. Möglich gemacht haben das zahlreiche Osnabrückerinnen und Osnabrücker. „Es gab eine Crowdfunding-Aktion“, berichtet Josef. „Durch die Einnahmen von 10.965 Euro waren wir in der Lage, in die Einrichtung zu investieren.“ Hinzu kommen die Kaffeehaus-Stühle, die noch aus dem Originalbestand der 1900 errichteten Villa stammen. Die Firma Hase + Co. half bei Planung und Bau von Theke und Mobiliar und die caffewerkstatt in Osnabrück unterstützte das Café Felka bei der hochwertigen Siebträgermaschine. Auch das Museumsquartier und das Immobilien- und Gebäudemanagement der Stadt Osnabrück setzten alle Hebel in Bewegung, damit das Café noch vor Eröffnung des Forums an den Start gehen konnte.

Das Café bietet im Innenbereich etwa 50 Personen Platz, draußen – rund um den Springbrunnen – maximal 100 Menschen. Auf der Speisekarte steht zum Beispiel Falafel-Tarte mit arabischem Frischkäse-Topping oder Nermeens Käsekuchen. Das Café ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. „Und auch für private Anlässe, die an diesen besonderen Ort passen, ist es buchbar“, sagt Sara Josef.

Fotoausstellung zeigt Kämpferinnen und Kämpfer für Menschenrechte

Was zur Besonderheit beiträgt, ist auch eine Fotoausstellung in den Räumlichkeiten vom Café. Sie trägt den Titel „Exilblick – Portraits des Widerstands“ und zeigt Menschen, die sich in ihrer Heimat für Menschenrechte eingesetzt haben und fliehen mussten. Dazu gehört Shabnam Erfanian aus dem Iran, die ihr Kopftuch nicht richtig getragen haben soll. Oder Musa aus dem Sudan, der sich schon in seiner Schulzeit für die Meinungsfreiheit eingesetzt hatte. „Es sind Menschen, die mutig sind, die gegen Unrecht aufgestanden sind und deshalb fliehen mussten“, sagt Sara Josef.

Ihre Geschichten sollen im Café Felka Gehör finden. Dazu passt, dass es den Namen der Frau von Felix Nussbaum trägt. Sara Josef war das ein besonderes Anliegen. Denn die Bekanntheit der polnischen Künstlerin Felka Patek steht weit hinter der von Nussbaum zurück. „Ihre künstlerische Eigenständigkeit geriet in Vergessenheit, ihr Leben als moderne, selbstbewusste, unabhängige Frau“, schrieb die taz über die Sonderausstellung „Felka Platek. Eine Künstlerin im Exil“. Die Ausstellung ist im Museumsquartier noch zu sehen.

Mehr als 2.000 Gäste kamen am Eröffnungswochenende

Am Eröffnungswochenende vom Café Felka kamen mehr als 2.000 Gäste. „Natürlich geht mir da das Herz auf“, sagt Josef. „Allein schon, wenn ich daran denke, dass dieser Ort einmal von den Osnabrückerinnen und Osnabrückern das braune Haus genannt wurde und es jetzt zum bunten Haus wird.“  Das Café Felka trage dazu bei. „Das ist doch wundervoll.“ Die Rückmeldung sei von vielen Menschen dieselbe: „Das ist genau das, was hier noch fehlte.“