Neuer Geschäftsbereich bei pco: mit Künstlicher Intelligenz die Weichen für die Zukunft stellen

Der KI-Markt entwickelt sich rasant und revolutioniert bereits jetzt den Arbeitsalltag mit diversen Tools und Anwendungen. Tim Gravemann, Director KI bei pco GmbH & Co. KG, sieht enormes Potenzial darin, technologischen Fortschritt zu wagen, Daten intelligent zu nutzen und Prozesse zu optimieren. Seit Anfang 2024 baut er den Bereich KI bei pco auf, um den deutschen Mittelstand wettbewerbsfähig und zukunftssicher zu gestalten. Im Interview berichtet er über die Strategie von pco und zeigt auf, wo er die größten Innovationschancen sieht.

Wie kam es zu der Idee, das Portfolio von pco um den Bereich Künstliche Intelligenz zu erweitern?

Tim Gravemann Ganz einfach: weil wir einen Markt dafür sehen! Strategisch ist es für uns als IT-Dienstleister und Managed Service Provider sinnvoll, unser Portfolio um das Thema Künstliche Intelligenz zu erweitern. In dynamischen Märkten müssen wir anpassungsfähig bleiben, sowohl technologisch als auch organisatorisch. Durch die Erschließung neuer Potenziale und innovativer Themen sichern wir langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit als IT-Unternehmen – und wir schaffen hierdurch zusätzlich neue Arbeitsplätze, was sich wiederum positiv auf die Wirtschaftsregion auswirkt.

Welche Dienstleistungen bietet ihr im Bereich Künstliche Intelligenz an?

T.G. Unsere Leistungen im Bereich Künstliche Intelligenz umfassen allgemeine Beratungen, um Bewusstsein und Verständnis für KI zu schaffen und konkrete Anwendungsszenarien zu entwickeln. Data Engineering spielt dabei eine große Rolle. Das bedeutet, dass wir den Zustand bestehender Daten analysieren und bewerten. Denn ohne eine gute Datenbasis sind die KI-Ergebnisse meist schlecht aussagekräftig und nicht nutzbar. Zudem befähigen wir Menschen und unterstützen sie dabei, KI im Unternehmenskontext richtig zu nutzen. Wir bieten auch „KI as a Service“ an – also eine Plattform, die es Kund:innen ermöglicht, Künstliche Intelligenz mit verschiedenen Unternehmensdaten und -informationen einfach zu nutzen. Unsere Kund:innen profitieren von der Anbindung vieler unterschiedlicher Schnittstellen, ohne sich um den Betrieb, die Datensicherheit und die Datenverarbeitung kümmern zu müssen.

Welche Zielgruppen sprecht ihr mit eurem KI-Angebot an?

T.G. Aktuell schließen wir keine Branchen explizit aus, fühlen uns aber im klassischen Mittelstandsumfeld besonders wohl. Unser Angebot richtet sich an Unternehmen, die Innovationskraft besitzen und in dem aktuellen Entwicklungsstadium von KI als „Early Adopter“ eine Vorreiterrolle einnehmen wollen. Aber grundsätzlich kann jeder, der Herausforderungen, erste Vorstellungen oder Ideen im Bereich KI hat, mit uns sprechen.

Wo siehst Du für den Wirtschaftsraum Osnabrück die größten Chancen und Herausforderungen im Kontext KI?

T.G.: Die Integration und Datenbeschaffung stellt bei vielen eine große Herausforderung dar, da KI-Systeme in bestehende Geschäftsprozesse eingebunden werden müssen. Eine weitere Hürde sind überhöhte Erwartungen an KI. Es gilt, die Potenziale systematisch zu ermitteln und tragfähige, finanzierbare Lösungen zu entwickeln. Auch die Veränderungsbereitschaft der Kund:innen und regulatorische Anforderungen, wie der EU AI Act, spielen eine wichtige Rolle. Chancen sehen wir vor allem darin, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, Wertschöpfungsketten effizienter zu gestalten und das Wissen in Unternehmen besser zu managen. Vortrainierte generative KI und Large Language Models bieten hier viel Potenzial.

Wie kann KI die Effizienz und Innovationskraft von Unternehmen steigern?

T.G. KI automatisiert repetitive Aufgaben und standardisiert Prozesse, wodurch Routineaufgaben und Kund:innenanfragen effizienter bearbeitet werden. Geschäftsprozesse wie Lieferketten lassen sich optimieren und die Entscheidungsfindung profitiert von konserviertem Wissen. Neue Geschäftsmodelle können entwickelt und bestehende erweitert werden: virtuelle Assistenten verbessern die interne Wissensbeschaffung, das Kund:innenenerlebnis und ermöglichen ein besseres Verständnis der Kund:innenbedürfnisse. Zudem beschleunigt KI die Forschung und Entwicklung durch schnellere und genauere Datenauswertung. Ein weiterer Vorteil ist die personalisierte Kund:innenansprache, die durch präzise Vorhersagen und gezielte Marketingkampagnen ermöglicht wird. KI unterstützt auch die Früherkennung von Markttrends, was Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Ehrlich gesagt: lassen sich in jedem Wertschöpfungsteil eines Unternehmens sicher Möglichkeiten identifizieren. Das würde aber den Rahmen des Interviews sprengen.

Wie gestaltet ihr den Beratungsprozess für Unternehmen, die noch wenig Erfahrung mit KI haben?

T.G. Zunächst schaffen wir ein Verständnis für Künstliche Intelligenz: Was ist KI, welche Anwendungsfälle gibt es und welche technischen Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Gemeinsam mit den Fachabteilungen und Mitarbeitenden identifizieren und priorisieren wir Use Cases. Dabei fokussieren wir uns auf Use Cases mit hohem unternehmerischen Nutzen und geringem Aufwand und beginnen immer mit einem Proof of Concept. Wir befähigen Mitarbeitende und motivieren sie zur Nutzung digitaler Services. Eine klare Strategie mit tragfähigen Use Cases ist entscheidend, um erste Erfolge zu erzielen und darauf aufzubauen.

Wie unterstützt ihr Unternehmen bei der Identifikation der erforderlichen Tools und Prozesse?

T.G. Mit unserem KI-Kompass schaffen wir ein gemeinsames Verständnis und entwickeln Use Cases zusammen mit den Fachabteilungen. Wir priorisieren diese und starten mit einem oder maximal zwei Pilotprojekten. Kund:innen können uns auch direkt mit ihren Use Cases und Ideen kontaktieren. Wichtig ist, dass wir immer ein gemeinsames Ziel und eine entsprechende Strategie verfolgen und mit einem definierten Pilotprojekt starten, um die Umsetzbarkeit zu prüfen.

Welche Maßnahmen ergreift ihr, um sicherzustellen, dass die KI-Implementierung erfolgreich und nachhaltig ist?

T.G. Es ist essenziell, die Mitarbeitenden der Fachabteilungen gleich von Beginn an in die Prozesse zu integrieren und sowohl bei ihnen, aber insbesondere auch beim Management, ein Verständnis für die Veränderungen und die Bedeutung von Daten zu schaffen. Ängste und Vorurteile müssen erkannt und abgebaut werden, auch im Management. Testen, testen, testen lautet die Devise – und auch wenn die ersten Ergebnisse gut sind, muss die KI kontinuierlich optimiert und weiter trainiert werden. Wir kümmern uns um technische Herausforderungen wie Hosting, Sicherheit und Datenschutz, um die Time-to-Value zu beschleunigen.