Matthew Rees fand aus Colorado den Weg in die Friedensstadt

Weitgereist und angekommen

Von der ländlichen Weite Colorados an den Unterzeichnungsort des westfälischen Friedens von 1648 – bereits geografisch beeindruckt der Lebensweg von Matthew Rees. Neugierde und Freude am Entdecken sind wichtige Triebfedern des US-Amerikaners, der sich nicht nur mit der Entwicklung der Demokratie in Osteuropa bestens auskennt, sondern auch in die Geschichte seiner Wahlheimat Osnabrück eingetaucht ist. Beruflich als Übersetzer, Berater und Lehrer tätig, ist die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen sein Metier.

Matthew Rees fühlt sich in Osnabrück rundum wohl, wie hier am Bürgerbrunnen, welcher die 1200jährige Geschichte der Friedensstadt erzählt. Fotos: Christoph Beyer
Matthew Rees fühlt sich in Osnabrück rundum wohl, wie hier am Bürgerbrunnen, welcher die 1200jährige Geschichte der Friedensstadt erzählt. Fotos: Christoph Beyer

Wenn Matthew Rees mit seinem Fahrrad durch das von historischen Gebäuden geprägte Katharinenviertel fährt, sind Klingelgeräusche keine Seltenheit. Der US-Amerikaner mit dem ansteckenden Lachen wird auf diese Weise gegrüßt und grüßt ebenfalls klingelnd zurück. „Es ist halt nicht anonym hier in Osnabrück, man kennt sich und das schätze ich schon sehr“ sagt er. Aufgewachsen ist Rees in den USA, in einem Ort mit 5.000 Einwohnern im ländlichen Colorado. 30 Meilen seien es damals zur Schule gewesen und Radfahren kein Thema.

Große Distanzen zu überbrücken, das habe ihn aber schon als Schüler gereizt. „Ich habe mich sehr früh für ferne Länder interessiert. Besonders fasziniert war ich von den Umbrüchen in Osteuropa Anfang der 1990er Jahre.“ Rees wollte diesen Veränderungen näher auf den Grund gehen und entschied sich deshalb nach der Schulzeit für ein Studium der Politikwissenschaften und internationalen Beziehungen, Schwerpunkt Zentral- und Osteuropa.

Zum Masterstudium nach Tschechien

In Washington D.C. absolvierte er seinen Bachelor und setzte im Anschluss zum Sprung über den großen Teich an. Als Zielort seines Europapolitik-Masterstudiums wählte er die Stadt Brünn. Tschechiens zweitgrößte Metropole gilt als wichtiger Universitäts- und Forschungsstandort und bot dem jungen Amerikaner ein Umfeld, das seinen wissenschaftlichen Interessen entsprach. Auch nach dem Masterstudium blieb er in Brünn, insgesamt neun Jahre lang. „Dort habe ich auch meine Frau kennen gelernt, die dort ein Auslandssemester absolvierte“ berichtet er. Bereits in Brünn begann Rees Englisch zu unterrichten, eine Tätigkeit, die ihm bis heute viel Freude bereitet, wie er sagt.

Matthew Ries ist an der vielfältigen Geschichte Osnabrücks sehr interessiert. Häufiger macht er Station an alten Gebäuden, wie etwa auf der Treppe des historischen Rathauses.
Matthew Ries ist an der vielfältigen Geschichte Osnabrücks sehr interessiert. Häufiger macht er Station an alten Gebäuden, wie etwa auf der Treppe des historischen Rathauses.

Weichenstellung in Richtung Osnabrück

Die Weichenstellung in Richtung Osnabrück legte dann seine Frau, die es zur wissenschaftlichen Qualifikation in die Hasestadt zog. Am renommierten Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) nahm sie als Doktorandin die Arbeit auf. „Als wir nach Osnabrück zogen, hatten wir schon ein paar Bekannte hier, die nun gute Freunde sind“ berichtet Rees. Sieben Jahre sind seit dem Umzug vergangen und mit ihren beiden Kindern ist die junge Familie voll und ganz in Osnabrück angekommen. „Wir sind sehr zufrieden, es passt einfach“ sagt er und unterstreicht es mit dem Bericht über sein Engagement im Kirchenvorstand der evangelisch-lutherischen Bonnusgemeinde. „Sie wollten dort mal eine neue Perspektive und da hab` ich mir gedacht, da kann ich mich doch einbringen“ sagt er und lacht.

Sportlich aktiv ist Rees außerhalb Osnabrücks, genauer beim TUS Bramsche, wo er sich fußballerisch betätigt. „Mit Fußball hatte ich anfangs nicht viel am Hut, aber ein Privatschüler von mir sagte `Matt, du bist ein cooler Typ, das passt`, und so kam es dazu.“ Als Fan gehöre seine Zuneigung aber nach wie vor den Denver Broncos, berichtet er. Manchmal, so verrät Rees, trüge er als subtile Hommage an seine Lieblingsfootball-Mannschaft auch Kleidung in deren Vereinsfarben orange und blau.

Neues lernen, sich weiterentwickeln

Ebenso bunt wie die Farben der Denver Broncos ist auch Rees` berufliches Tätigkeitsfeld. Als Englischlehrer, Übersetzer und Berater komme er mit einer Vielzahl von Menschen in Kontakt, ob beim Privatunterricht, den Kursen für die Volkshochschule oder in seiner Zusammenarbeit mit Sprachschulen und Firmen. „Kürzlich brauchte ein Klient etwa eine Beratung für ein Bewerbungsgespräch bei einer amerikanischen Firma, da haben wir uns dann vorab intensiv ausgetauscht. Es sei höchst spannend, Einblicke in die unterschiedlichen Wissensgebiete seiner Kunden zu bekommen, eine Gelegenheit, Neues zu lernen und sich weiter zu entwickeln.

Matthew Rees im Friedenssaal des historischen Rathauses, einer der beiden Verhandlungsorte des Westfälischen Friedens von 1648.
Matthew Rees im Friedenssaal des historischen Rathauses, einer der beiden Verhandlungsorte des Westfälischen Friedens von 1648.

Beeindruckende Start Up-Kultur in Osnabrück

Beeindruckt zeigt sich Rees auch von der Osnabrücker Start Up-Kultur und der, wie er sagt, „hervorragenden Unterstützung“ von Firmen in Osnabrück. „Man sieht, dass es sehr zukunftsträchtige Unternehmen und Konzepte hier gibt, und da ist auch eine Fördermentalität vorhanden, die ich wirklich als typisch für Osnabrück bezeichnen würde,“ so seine Einschätzung. Aber auch mit der Historie der Hasestadt setzt sich Rees auseinander. So studiert er bei gelegentlichen Runden am Stadtrand die Reste der einstmals 18 Kilometer langen Landwehr und genießt in der Altstadt das Ambiente der restaurierten Gebäude. Den neugierigen Blick, Matthew Rees hat ihn sich bewahrt.

Spargel und Eisdielen

Genau diesen bringen auch seine Eltern mit, wenn sie die Familie in Osnabrück besuchen. „Sie sagen dann immer, es sei hier sehr europäisch und meinen damit vor allem die schöne Architektur“ erklärt er. Als jüngst Tante und Onkel aus den USA zu Besuch gewesen seien, wäre Spargelzeit gewesen und dieser stehe bei der Verwandtschaft aus Übersee hoch im Kurs. „Weißen Spargel gibt es in den USA praktisch nicht und das Osnabrücker Land ist ja eine Spargelhochburg“ erläutert Rees. Aber auch eine andere kulinarische Besonderheit sorge bei seinen amerikanischen Gästen regelmäßig für Staunen. „Wir haben hier in Osnabrück definitiv mehr Eisdielen als woanders und mein Vater freut sich dann immer über die große Auswahl.“