Mit 14 eingestiegen, heute Gesellschafter: Tobias Schonebeck und Schäffer

„Ich habe einen der schönsten Arbeitsplätze in Osnabrück“

Wer eine Person treffen möchte, deren Herz voll und ganz für Osnabrück schlägt, der kann eigentlich nichts Besseres tun, als sich ins Büro von Tobias Schonebeck zu setzen und einfach nur zuzuhören. Der Geschäftsführer des Kaufhauses Schäffer, zentral gelegen am Nikolaiort in der Innenstadt, hat sein Arbeitszimmer über den Dächern der Stadt, mit Blick auf die Marienkirche. „Ich finde: Ich habe einen der schönsten Arbeitsplätze in Osnabrück.“

Tobias Schonebeck
„Ich fühle mich in Osnabrück einfach wohler als zum Beispiel in Frankfurt, egal welches Gehalt auf dem Tisch liegt“, sagt Tobias Schonebeck, geschäftsführender Gesellschafter beim Osnabrücker Kaufhaus Carl Schäffer. Fotos: Holger Schleper.

Von hier aus prägt Schonebeck die Entwicklung des 1891 gegründeten Osnabrücker Traditionshauses mit – seit mittlerweile fast 20 Jahren als Teil der Geschäftsführung und Mitinhaber. Aber begonnen hat der gemeinsame Weg vom heute 48-Jährigen und Schäffer lange davor.

Die vielsagende Geschichte geht so: „Ich habe als Kind technisches Spielzeug geliebt“, erzählt Schonebeck. Mit einer selbstgebauten, computergesteuerten Autowaschanlage gewinnt er Ende der 1980er-Jahre bei einem Bundeswettbewerb des Spielwarenherstellers Fischertechnik. Ausstellen darf Schonebeck seine Anlage im Schaufenster von Schäffer, das neben seinem großen Sortiment für hochwertige Glas- und Porzellanwaren auch für die Spielwarenabteilung bekannt ist. „Da stand meine Autowaschanlage – und ich oft davor, weil ich so stolz war.“

Thekla Schäffer, die dritte Geschäftsinhaberin der Familie Schäffer, spricht den Jungen an. „Du kannst doch was mit Computern.“ Für das Kassensystem und die Warenwirtschaft werde das ein wichtiges Thema. „Könntest Du uns helfen?“

Der Junge aus Haste konnte. „So ging es los. Seit ich 14 bin habe ich nach der Schule bei Schäffer gearbeitet. Ich habe das lieben gelernt.“ Schonebeck machte ein exzellentes Abitur, schließt eine Ausbildung bei der damaligen Dresdner Bank in Osnabrück an. Auch hier standen ihm alle Türen offen. Aber Osnabrück und Schäffer den Rücken kehren?

Kurze Wege, Kunst, Kultur, Wissenschaft: Osnabrück hat das alles

„In Osnabrück kennt man mich eigentlich nur mit meinem Hund Kalle an der Seite“, sagt Schonebeck. Im Hintergrund sieht man einen Teil der Porzellan-Ausstellung bei Schäffer. Bundesweit gehört Schäffer zu den größten Händlern im Porzellansegment.

Und genau diesen Tatendrang bringt Schonebeck auch in die Weiterentwicklung des Kaufhauses ein. Von 1999 bis 2003 studiert er BWL und Jura an der Universität Osnabrück und macht im Grunde da weiter, wo er als Schüler begonnen hat. Denn parallel zum Studium prägte er die Entwicklung Schäffers als Assistent der Geschäftsführung mit.

Erfolgreicher E-Commerce im Herzen von Osnabrück

Bereits Anfang der 2000er-Jahre entwickelte er einen Online-Shop mit, der vom damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie als beispielhaftes Pilotprojekt ausgezeichnet wurde. Es sind die Anfänge des E-Commerce, den Schäffer heute erfolgreich betreibt. „Ich glaube, vielen in Osnabrück ist gar nicht präsent, dass wir hier täglich Hunderte Pakete versenden.“ Schäffer hat es geschafft, in beiden Welten – online und stationär – erfolgreich zu sein und beides mit Mehrwert zu verknüpfen.

Auch als Veranstaltungsort ist das Kaufhaus im Herzen der Stadt fest etabliert. Autorenlesungen, Nächte für Kinder im Kaufhaus, Anlaufstelle für kulinarische Stadtführungen, vielfältige Kochkurse: Nach Ladenschluss um 19 Uhr geht am Nikolaiort 6-9 selten das Licht aus. Schonebeck, der das Haus gemeinsam mit Vanessa Waldvogel („Die fünfte Schäffer-Generation“) führt, betont: „Bei Schäffer soll der Mensch im Mittelpunkt stehen.“

Das Azubi-Zeugnis, das im Krieg verbrannte

Und auch dazu gibt es eine vielsagende Geschichte: 1942 wird das Schäffer-Haupthaus im Krieg vollständig zerstört. „Alles in Schutt und Asche, auch die Zeugnisse der Auszubildenden“, schildert Schonebeck. „Man entschied damals: Es gab Ersatzdokumente und alle erhielten pauschal eine 3.“ Eine Auszubildende, die zu den besten gehörte, konnte das nicht verwinden. Jahrzehnte später meldete sich deren Enkelin bei Schäffer und erzählte die Geschichte. „Die Frau hat dann ihren 90-sten Geburtstag bei uns im Café gefeiert. Und Vanessa und ich haben sie überrascht: mit einem Einser-Zeugnis.“

Tobias Schonebeck
„Wir wollen der Region auch etwas zurückgeben“, sagt Schonebeck. Deshalb unterstützt die Carl Schäffer Stiftung vielfältige soziale Projekte.