Das Osnabrücker Musikhaus und Klavierbauunternehmen „Rohlfing“ ist das älteste bundesweit

Kompetenz und Leidenschaft für den perfekten Klang

Wer sich auf die Suche nach dem ältesten Klavierbauunternehmen Deutschlands begibt, wird in Osnabrück fündig werden. Der Name „Rohlfing“ ist seit 1790 untrennbar mit dem vielseitigen Tasteninstrument verbunden und steht für Qualität und versiertes Handwerk. Einer wandelnden Marktlage hat sich das Traditionsunternehmen immer wieder neu angepasst und ist dabei seinen Maßstäben treu geblieben.

Seit 2019 ist das Osnabrücker Musikhaus Rohlfing im neuen Sitz an der Brmascher Straße zuhause. Fotos: Christoph Beyer
Seit 2019 ist das Osnabrücker Musikhaus Rohlfing im neuen Sitz an der Brmascher Straße zuhause. Fotos: Christoph Beyer

Lange hallt der Akkord nach, den Max-Ole Tammen den Tasten eines Flügels entlockt. In den Verkaufsräumen des Rohlfing-Unternehmenssitzes im Norden Osnabrücks kann sich der Klang erstaunlich gut entfalten. Kunden haben hier die Möglichkeit, die verschiedensten Klaviere in Augenschein zu nehmen und sich von Tammen beraten zu lassen.

Der gelernte Klavierbauer und angestellte Geschäftsführer setzt auf ein hoch geschätztes Potential: besondere Fachkenntnisse. „Wir wissen bis tief ins Detail ganz genau, was wir hier verkaufen,“ betont Tammen. Dadurch, dass ausschließlich gelernte Klavierbauer im Verkauf tätig seien, wolle man sich bewusst von anderen Mitbewerbern absetzen. Kompetente Beratung kombiniert mit Begeisterung für das eigene Arbeitsfeld seien hierzu die wichtigsten Mittel, und das auch angesichts der Konkurrenz im Internet. Zwar seien im Zuge der Pandemie potentielle Kunden dorthin abgewandert, nicht wenige kämen aber zurück, weil sie den Mehrwert der Beratung, des Ausprobierens, „den ganzen Prozess,“ wie Tammen es formuliert, am Ende mehr zu schätzen wüssten.

Leidenschaft für den Klavierbau

Während in den unteren Räumlichkeiten der Verkauf angesiedelt ist, befindet sich in dem Stockwerk darüber die Werkstatt. Hier werden allerdings keine Klaviere neu gebaut, sondern Reparaturen durchgeführt und Instrumente wieder aufbereitet. „Jeder Vorgang in der Werkstatt ist ganz individuell. Es werden etwa Teile ausgetaucht oder bestimmte Einstellungen vorgenommen,“ so Tammen. Auch Generalüberholungen finden hier statt. „Da wird bis ganz tief ins Instrument hineingearbeitet, neue Saiten aufgezogen, neue Teile in der Mechanik eingebracht, damit das Innere quasi wie neu ist und das Äußere im alten Glanz erstrahlt,“ berichtet der 36jährige und die Leidenschaft für seinen Beruf ist ihm dabei deutlich anzumerken. Rohlfing-Klavierbauer seien aber nicht nur in der Werkstatt, sondern insbesondere auch im Außendienst tätig, wo sie Klaviere direkt vor Ort beim Kunden stimmen.

Der gelernte Klavierbauer und angestellte Geschäftsführer Max-Ole Tammen kennt isch mit Klavieren bestens aus.

Zielbewusste Kunden

Dass Werkstatt und Verkauf unter einem Dach zusammengefunden haben ist erst seit Mitte 2019 der Fall. Damals zog das Unternehmen vom innerstädtischen Neumarkt an die im Norden Osnabrücks liegende Bramscher Straße. Mit den repräsentativen Räumlichkeiten des ehemaligen Möbelgeschäfts „Manor House“ fand sich dort ein idealer Standort. Zwar habe dadurch die Laufkundschaft abgenommen, so Tammen, doch dafür sei festzustellen, dass Kunden nun sehr zielbewusst ins Geschäft kämen und mehr Zeit mitbrächten. Die Möglichkeit ganz gezielt auf den jeweiligen Kunden eingehen zu können, habe sich durch den Umzug deutlich verbessert. Der langen Historie des Unternehmens sind sich die insgesamt zehn Mitarbeiter dabei bewusst. Das nachweislich älteste Klavierbauunternehmen Deutschlands zu sein sei schon etwas Besonderes, betont Max-Ole Tammen.

Eine ereignisreiche Historie

Nach der Gründung des Unternehmens 1790 in Quakenbrück erfolgte 1846 der Umzug nach Osnabrück. 1897 errichteten die „Gebrüder Rohlfing“ eine Fabrik an der Großen Straße in Osnabrücks Zentrum und produzierten dort in großem Stil hochwertige Klaviere. Nach der Zerstörung der Fabrik im Zweiten Weltkrieg wurde diese allerdings nicht wieder aufgebaut. Stattdessen verlegte sich das Unternehmen ab 1950 auf den Musikfachhandel, vertrieb neben Instrumente aber auch Schallplatten sowie TV und Rundfunkgeräte. Letztere Sparte wurde in den 1960er Jahren aufgegeben, um sich stärker auf das Klaviergeschäft fokussieren zu können. Diese Schwerpunktsetzung bestimmt auch heute maßgeblich das Geschäftsgeschehen, ergänzt um ein ausgewähltes Gitarrensortiment sowie Musikzubehör.

Die besondere Bindung an das akustische Klavier

Für Max-Ole Tammen ist das Klavier noch immer das vielseitigste und wichtigste Instrument in der Musiklandschaft, wenn auch nicht das günstigste. Zwar sei aktuell der Trend hin zum Digital-Piano spürbar, allerdings käme es bei dessen Nutzung erfahrungsgemäß kaum zu der besonderen Bindung zwischen dem Musizierenden und seinem Instrument. „Beim akustischen Klavier gibt es diesen besonderen Klick, der sich beim Digital-Piano so nicht einstellt,“ berichtet der 36jährige. Er beobachte häufig, dass Kunden mit der Aussage an ihn heranträten: „Früher habe ich Klavier gespielt und jetzt will ich es wieder.“ Das Musizieren sei am Ende auch für ihn eine hoch emotionale Aktivität: „Dieser seelische Ausgleich, hat für mich einen hohen Stellenwert.“ Tammen geht diesem Ausgleich aber nicht nur am Klavier nach, sondern unter anderem auch als Chorleiter für afrikanischen Gospel.

Ein Familienbetrieb durch und durch

Als Klavierbauer kann Tammen auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz zurückblicken. Nach der Ausbildung in Bayreuth, Detmold und Osnabrück setzte er als Klavierbauer-Geselle seine Arbeit bei Rohlfing fort, dessen Leitung 2003 Schwiegervater Wilfried Tammen vom damaligen Inhaber Albert Rohlfing übernommen hatte. Max-Ole Tammes Schwager Andreas Tammen, heutiger Inhaber und Geschäftsführer, bringt seine Fachkenntnisse als Klavierbaumeister ein. Ehefrau Kirsten ist als Klavierbauerin ebenfalls im Unternehmen tätig. Und Max-Ole Tammes Ehefrau Annika sorgt als Buchhalterin für reibungslose Geschäftsabläufe im Musikhaus. Trotz des Inhaberwechsels vor knapp zwanzig Jahren ist die Rohlfing GmbH & Co. KG unter der Leitung der Familie Tammen demnach durch und durch ein Familienbetrieb geblieben.

Für die Zukunft setzen die Tammes auf qualitative Erweiterung des Sortiments und hochwertige Produkte. „Wir werden aber für jeden Geldbeutel etwas anbieten, nicht nur im Premium-Bereich,“ ist Max-Ole Tammen wichtig zu betonen. Hochwertiger Klavierbau inklusive Service und Verkauf bleiben dabei feste Bestandteile des bewährten Erfolgskonzepts.