Friedliche Energie
Robert Wasser macht mit Energethik Klimaschutz zum Erfolgsmodell
Robert Wasser ist kein Unbekannter für „Typisch Osnabrück“, denn über seine Energethik Ingenieurgesellschaft erzählten wir bereits eine Erfolgsgeschichte. Da sein Thema, ethische Energieversorgung, seitdem an Aktualität sogar noch gewonnen hat, wollen wir wissen, was es Neues im Unternehmen gibt. Der Unternehmensgründer aus Overath bei Köln ist seit 2007 Osnabrücker und hat hier mit Gründung seiner Firma Energethik Klima- und Umweltschutz zum Geschäftsmodell gemacht.
Es hat sich einiges getan im einstigen Startup: „Wir sind gewachsen und entwickeln dementsprechend natürlich unsere Strukturen weiter. Aktuell beschäftigen sich die Energethik Ingenieure intensiv damit, Industrieabwärme in das Konzept des Speicherkraftwerks zu integrieren und so die Effizienz noch weiter zu steigern.
Konkret soll das derzeit in einem Projekt realisiert werden, bei dem die Abwärme der Papierfabrik Kämmerer nutzbar gemacht wird, um die Uni zu heizen“, fasst Robert Wasser zusammen und erwähnt fast beiläufig, dass darüber hinaus mit „Friedenswärme GmbH“ und „Friedensenergie GmbH“ zwei neue Gesellschaften gegründet wurden.
Auch dabei bauen die einzelnen Teile aufeinander auf: Grundsätzlich soll die Friedensenergie GmbH Abwärme aufnehmen, speichern und mit weiteren noch zu errichtenden Erneuerbare-Energien-Anlagen eine gesicherte Wärmeversorgung bereitstellen.
Die Friedenswärme GmbH soll die Wärme aufnehmen, das Wärmenetz aufbauen und betreiben und die Wärme an die Endkunden verkaufen. Eine stattliche Entwicklung seit dem letzten Gespräch.
Mit Energie zum Startup
Rückblende: Robert Wasser arbeitet mit seinem Ingenieursdiplom im Fachbereich Maschinenbau von der FH Osnabrück zunächst 3,5 Jahre als angestellter Projektingenieur, bevor er das ungenutzte Potenzial in der intelligenten Nutzung von Bioenergie nicht länger ignorieren kann und mit Energethik seine eigene Firma gründet.
„Ich wusste, dass Bioenergie uns die klügsten Ansätze und besten Ergebnisse für ethische Energieversorgung bietet. Es bestand aber noch großer Bedarf, vorhandene Biogasanlagen weiterzuentwickeln, um das volle Potenzial zu heben. Die Lösung sah ich in regenerativen Speicherkraftwerken und dem systematischen Ausbau von regenerativen Wärmenetzen“, beschreibt Robert Wasser die Ursprungsidee, die er seitdem erfolgreich weiterverfolgt.
Mit seinem Team schafft er die technischen Voraussetzungen und ein Bewusstsein dafür, dass Bioenergie als starke Ergänzung zu Windkraft und Photovoltaik anerkannt und genutzt wird.
Zusammenhänge erkennen und nutzen
„Wenigen ist bewusst, das 60 % der erneuerbaren Energien weltweit, (Deutschland 54%), aus Bioenergie stammt. Bioenergie ist speicherbar und kann flexibel eingesetzt werden. Für Wärme, für Mobilität, für Strom. Die größte Stärke von Biogasanlagen mit regenerativen Speicherkraftwerken ist die Reaktionsschnelligkeit auf Stromschwankungen“, fasst Robert Wasser die Vorteile zusammen.
Begeistern kann er sich aber nicht nur für technische Fakten, sondern auch für eine ganzheitlichen Betrachtungsweise. Dass er die Zukunft aktiv mitgestalten will, ist ein großer Antrieb für den Familienmenschen, der seine persönlichen Akkus am liebsten im Zusammensein mit seinen Kindern auflädt.
Vor diesem Hintergrund trifft er auch seine geschäftlichen Entscheidungen immer mit dem Anspruch, die Umwelt auch für kommende Generationen lebenswert zu erhalten. Zugunsten des ethischen Unterbaus, den sein Unternehmen ja sogar im Namen trägt, vernachlässigt er dennoch nie den wirtschaftlichen Aspekt.
„Klar könnte man auch Ackerflächen kaufen und Blühpflanzen anbauen, um das Klima zu schützen, aber das rechnet sich nicht. Wenn ich die Blühpflanzen aber verarbeite und daraus wiederum Strom, Wärme und grünen Dünger erzeuge, dann habe ich ein wirklich nachhaltiges System“, untermalt er seine Sichtweise mit einem Beispiel und ergänzt: „Wir haben nur dann eine Zukunftsperspektive, wenn wir es als Gesellschaft schaffen, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Deshalb machen wir Klima- und Umweltschutz zum Geschäftsmodell.“
Für Zukunft begeistern
Mit dieser Sichtweise weiß er auch andere zu begeistern. Sein Team ist inzwischen auf über 20 Mitarbeitende angewachsen, doch für die Vielzahl an Anfragen und Projekten wünscht er sich eigentlich noch weitaus mehr Fachleute für sein Team. Seit etwa eineinhalb Jahren macht sich der Fachkräftemangel auch für ihn bemerkbar: „Dabei hat Osnabrück mit der Uni sogar noch einen klaren Standortvorteil. Bisher haben wir mit der Rekrutierung von Studierenden sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Um in Kontakt mit dem akademischen Nachwuchs zu bleiben und von gegenseitigen Impulsen zu profitieren, hält Energethik regelmäßig Vorträge an der Uni und lädt auch immer wieder gerne Studierende für einen Blick hinter die Kulissen und Praxiserfahrungen ins Unternehmen ein.
Die Themen sind dabei nicht immer rein wissenschaftlich. „Nächste Woche kommen zum Beispiel Studierende zum Thema Start-Up zu uns in den Speicher“, berichtet Robert Wasser, der als junger Firmengründer selbst von einem starken Netzwerk in Osnabrück profitiert hat, und ergänzt: „Wir haben früher auch viel Unterstützung bekommen. Wir waren bei der Gründungsberatung, haben Seminar von Unternehmensberatern besucht – besonders die Zusammenarbeit mit dem InnovationsCentrum Osnabrück (ICO) hat uns vorangebracht. Die Bedingungen vor Ort sind gut für Startups.“
Vom ICO musste sich das Unternehmen vor einiger Zeit zumindest räumlich trennen, da Startups dort nur bleiben dürfen, bis sie aus dem gröbsten raus sind. Bemessen ist dieser Zeitraum mit acht Jahren. Da es ohnehin langsam etwas eng wurde, zog das Team mit seinen innovativen Speicherlösungen in das neue Kreativquartier im Osnabrücker Hafen – sozusagen mit den Speichern in den Speicher. Hier ist noch Platz für Wachstum und die Weichen für die Zukunft somit gestellt.
Was wünscht sich der Geschäftsführer für seinen Unternehmensstandort noch? „Für Osnabrück wünsche ich mir natürlich ein regenerativ versorgtes Wärmenetz und dass wir die Potenziale, die wir haben, auch nutzen. Wir sollten uns gemeinsam auf die Chancen der Energiewende konzentrieren. Für mich bringt der Begriff „friedliche Energie“ meine Wünsche für die Friedensstadt Osnabrück ganz gut auf den Punkt.“