20 prägende Jahre: Chef- und Olympia-Arzt Dr. Casper Grim und das Klinikum Osnabrück

„Konstanz ist ein sehr relevanter Faktor“

Kann das Geländeprofil von Städten Lebensläufe prägen? Nach einem intensiven Gespräch mit Dr. Casper Grim, seit 2020 Chefarzt für Orthopädie und Sportmedizin am Klinikum Osnabrück, lässt sich festhalten: Ja, das ist sehr gut möglich. Und Osnabrück bietet offensichtlich genau das richtige Profil, um beruflich und sportlich außergewöhnliche Dinge zu erreichen.

Im Vordergrund Schulter-Modelle, im Hintergrund ein Poster voller Unterschriften als Dankeschön von Sportlerinnen und Sportlern des deutschen Olympia-Teams: Dr. Casper Grim ist Chefarzt für Orthopädie und Sportmedizin im Osnabrücker Zentrum für muskuloskelettale Chirurgie und war unter anderem bei den Olympischen Spielen in Tokio Leitender Orthopäde und Unfallchirurg des deutschen Teams. Foto: Holger Schleper

Fangen wir ganz vorne an: Casper Grim wurde tatsächlich im Klinikum Osnabrück geboren. Nicht in den Gebäuden, in denen der 47-Jährige heute tätig ist. Die gab es damals noch nicht. Trotzdem: Die Verbundenheit mit dem Haus ist irgendwie von Beginn an da. Kindheit und Jugend in Kalkriese, Abitur am Greselius-Gymnasium in Bramsche. Und dann die Frage: Wohin soll es zum Medizin-Studium gehen?

Dass es Medizin sein soll, steht für den leidenschaftlichen Sportler fest. Grim spricht fließend Niederländisch, seine Eltern stammen aus dem Nachbarland. „Die problem- und praxisorientierte Lehre in der Medizin, dazu das Lernen in kleine Arbeitsgruppen: das gab es in den Niederlanden schon seit Mitte der 1970er-Jahre“, schildert Grim seine Überlegungen. In Deutschland vollzog sich diese Entwicklung erst deutlich später.

Maastricht oder Groningen lautete dann die Frage. Der Triathlet Grim („Ende der 1980er-Jahre habe ich beim Artland-Triathlon in Quakenbrück meinen ersten Wettkampf absolviert. Da hat es mich gepackt.“) wählt Maastricht. „Groningen ist topfeben“, sagt Grim mit einem Lachen. Maastricht hat einfach mehr Profil – und damit auch anspruchsvollere Rad- und Laufstrecken.

Osnabrücker Engagement für das gesamte Berufsfeld

Nach Abschluss des Studiums beginnt 2003 Grims beruflicher Weg an der Osnabrücker Institution. Zunächst unter Chefarzt Prof. Dr. Ulrich Mommsen mit unfallchirurgischem Schwerpunkt, dann unter dessen Nachfolger Prof. Dr. Martin Engelhardt mit sportorthopädischem Schwerpunkt. 20 Berufsjahre wird Grim in diesem Oktober am Klinikum sein. In diesen Jahren ist er den Weg vom Assistenzarzt zum Chefarzt gegangen, sein absolutes Spezialgebiet sind Schulter- und Kniegelenk.

„Konstanz“, sagt Grim „ist sehr relevanter Faktor, gerade auch im Blick auf die Patientenversorgung. Konstant an einer Stelle zu arbeiten und – am besten – auf höchstem Niveau medizinische Versorgung anzubieten, die auch angenommen wird: das ist insbesondere in der Medizin von großer Bedeutung.“

Grims genauer Arbeitsort ist das zum Klinikum gehörige Osnabrücker Zentrum für muskuloskelettale Chirurgie (OZMC), das von Martin Engelhardt geleitet wird. Hier ist Grim Chefarzt für Orthopädie und Sportmedizin. Im Gespräch wird schnell deutlich, dass seine tägliche Arbeit Berufung ist. Dazu passt auch das Engagement von Grim und seinen Kolleginnen und Kollegen für das gesamte Berufsfeld.

„Wir engagieren uns sehr im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung, veranstalten zum Beispiel zahlreiche Symposien“, erklärt Grim, der auch Incoming Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin ist. „Wir wollen nach außen zeigen: die Ausbildung ist uns sehr wichtig.“ Dass sowohl Grim als auch Engelhardt seit vielen Jahren Lehraufträge an der Universität Osnabrück in den Gesundheits- und Sportwissenschaften haben, fügt sich da ins Bild.

Vier Olympische Sommerspiele und zwei leitende Osnabrücker Ärzte

Bemerkenswerte Konstanz zeigt sich auch an anderer Stelle: im großen Engagement des OZMC auf Verbandsebene für den deutschen Sport. Dass der Leitende Orthopäde und Unfallchirurg der deutschen Teams bei den Olympischen Sommerspielen in Athen und Peking (2004 und 2008 | Engelhardt) sowie in Rio de Janeiro und Tokio (2016 und 2021 | Grim) jeweils vom Klinikum Osnabrück kam, zeichnet den medizinischen Standort in besonderem Maße aus.

Ein Selfie, das in vielen Jahren ein echtes Zeitzeugnis sein wird: Die Olympischen Sommerspiele 2020 fanden vom 23. Juli bis zum 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Spiele um ein Jahr verschoben worden. Für Deutschland als Olympia-Arzt dabei: Casper Grim. Foto: privat

Grim ist zudem Verbandsarzt des Deutschen Ringerbundes und Leitender Verbandsarzt der Deutschen Triathlon Union. Gerade Letzteres ist für den gebürtigen Osnabrücker, der den Ironman (etwa 3,8 Kilometer Schwimmen, etwa 180 Kilometer Radfahren und ein Marathonlauf über 42,195 Kilometer) bereits achtmal erfolgreich absolviert hat, eine Herzensangelegenheit.

Warum Osnabrück das richtige Profil hat

Womit sich die Brücke schlagen lässt, warum Osnabrück für Grim in vielerlei Hinsicht genau das richtige Profil hat. „Stadt und Umland sind einfach toll, auch für meine eigenen sportlichen Aktivitäten. Zum Norden hin ist es etwas flacher, wir haben das Wiehengebirge und den Teutoburger Wald. Zum Rennrad oder Mountainbike fahren ist das alles top.“

Und überhaupt: „Osnabrück hat eine sehr angenehme Größe, alles ist kompakt und mit dem Rad machbar. Das hat einen sehr hohen Stellenwert für die Lebensqualität. Gleichzeitig gibt es hier in meinen Augen alles, was man benötigt.“ Eine Großstadt wie zum Beispiel Berlin? „Das wäre nichts für mich.“ Zumindest für den beruflichen und privaten Alltag. Als Olympia-Arzt hingegen ist das nächste Ziel für Grim klar: Paris 2024.

Abenddämmerung vor dem Klinikum Osnabrück: An einem eher grauen Abend traf sich die Redaktion von „Typisch Osnabrück“ mit Dr. Casper Grim. Zwei Wochen zuvor war Grim noch in seiner Funktion als Leitender Verbandsarzt der Deutschen Triathlon Union mit den Athletinnen und Athleten beim Hitze- und Höhentrainingslager in Namibia.