naviGürtel® für Menschen mit Sehbehinderungen verbessert Teilhabe

Startup feelSpace – aus der Uni in die Wirtschaft

Blinde Menschen stehen oftmals vor großen Herausforderungen, wenn es um die selbstständige Bewältigung des Alltags geht. Insbesondere die Mobilität stellt buchstäblich vor so manches Hindernis. Mit dem naviGürtel® hat das Osnabrücker Startup feelSpace GmbH ein Produkt geschaffen, das für mehr Teilhabe sorgt.

Das Feelspace-Team vor seinem Firmensitz im InnovationsCentrum Osnabrück.

2005 stellte sich die neurobiopsychologische Arbeitsgruppe der Universität Osnabrück die Frage: Können Menschen einen neuen Sinn erlernen? Die Forschungsgruppe feelSpace entstand. Auf das erste Forschungsprojekt folgten weitere. 2011 stießen Susan Wache, Silke Kärcher und Jessika Schwandt zur Gruppe und entschieden, die gewonnenen Erkenntnisse zu einem „echten Produkt weiterzuentwickeln“.

Mit Hilfe eines Gründerstipendiums brachten die drei Frauen 2015 ihr Startup und damit ein innovatives Produkt auf den Weg: den naviGürtel® für Menschen mit Sehbehinderungen. „Der Mehrwert für diese Zielgruppe ist immens“, so Susan Wache, CMO der feelSpace GmbH.

Bauchgefühl und Forschungsdaten als Chance für mehr Inklusion

naviGürtel® anlegen, das gewünschte Ziel – beispielsweise barrierefrei per Sprachsteuerung – in die Smartphone-App eingeben und schon kann es losgehen. Per Bluetooth wird ein Signal an den Gürtel gesendet. Dieser navigiert den Anwender, indem er Impulse über Vibration sendet. Durch Korrekturen der Bewegungsrichtung erfolgt eine zielführende Ansteuerung der gewünschten Koordinaten. Die ideale Ergänzung zum Langstock also.

Sowohl die Orientierung als auch die Koordination werden verbessert. Für das Entwickler-Team ein Beitrag zu einer inklusiveren Gesellschaft, für die Anwender eine kleine Revolution für mehr Lebensqualität und selbstbestimmtes Agieren.

Der Umgang mit dem naviGürtel® lässt sich im Rahmen des üblichen Mobilitätstrainings für sehbehinderte Menschen zügig erlernen, da dieser beinahe intuitiv erfolgt. Der Gürtel bietet drei verschiedene Modi – die Kompass-, Luftlinien- und Routingfunktion – und lässt sich per Micro-USB laden. Dank einer Akku-Laufzeit von rund 12 Stunden ist er als Alltagsbegleiter geeignet.

Nische mit Impact und enormen Potenzial

Nach wie vor besteht eine enge Kooperation mit der ehemaligen Forschungsgruppe. Doch auch im wirtschaftlichen Kontext entwickelt sich das Startup ständig weiter. Mittlerweile umfasst das feelSpace-Team zehn Mitarbeiter.

„Wir werden unser Portfolio weiterentwickeln, aber der naviGürtel® wird das zentrale Produkt bleiben. Unser Wunsch ist es, dass in wenigen Jahren jeder Mensch mit Sehbehinderung in Deutschland von FeelSpace gehört hat“, so Susan Wache über die Unternehmensvision.

Der erste wichtige Meilenstein ist bereits erreicht: 2019 ist der naviGürtel® im Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen aufgenommen worden. Auf Antrag können die Anschaffungskosten also übernommen werden. Derzeit nutzen bereits über 200 Menschen das künstliche Sinnesorgan.

Aktuell wird das Vertriebsnetzwerk weiter ausgebaut. Dass der Vertriebsleiter Dario Madani selbst blind ist, ist hierbei von Vorteil: Er weiß aus eigener Erfahrung um das Potenzial und kann auf die Anforderungen der potenziellen Anwender optimal eingehen.