Am Ende führt es doch in die Heimat

Dietrich Bettenbrock schätzt Osnabrücks Vielfältigkeit

Es stand nicht von Anfang an fest, dass er zurück nach Osnabrück kommt. Doch nach 16 Jahren ist Dietrich Bettenbrock wiedergekehrt – mit Herz und Seele und erfolgreich. Als Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Osnabrück warten auf ihn tägliche Herausforderungen wie spontane Einsätze oder 24-Stunden-Schichten. Die Freizeit bleibt bei so einem Beruf manchmal auf der Strecke, aber das nimmt er gerne in Kauf, denn er brennt für seinen Beruf und sorgt sich um seine Mitmenschen.

Der gebürtige Osnabrücker Dietrich Bettenbrock hat nach seiner Lehre und seinem Fachabitur an der FH zwar zunächst Maschinenbau studiert, die Feuerwehr hat ihn aber schon von klein auf fasziniert.

Während andere ihren Kindheitstraum vergessen, hat er es 1995 gewagt und sein Hobby zum Beruf gemacht. Dafür zog es Bettenbrock in das 190 Kilometer entfernte Leverkusen. Um genauer zu sein, zur Werkfeuerwehr der Bayer AG, denn dort begann seine Ausbildung zum Einsatzleiter im gehobenen Dienst.

Nach einem Wechsel in die Feuerwehr Bergisch-Gladbach und den Aufstieg in den höheren Dienst, nahm Bettenbrock 2011 eine offene Stelle bei der Berufsfeuerwehr in Osnabrück an, seiner Heimatstadt. Familie, Freunde und ein attraktiver Beruf haben ihn dazu bewegt zurückzukommen.

2014 ist er zum Amtsleiter der Berufsfeuerwehr aufgestiegen. Für Bettenbrock hieß es: Vom Handwerk in die Feuerwehr. Doch wie schafft man diesen Sprung?

Von kindlicher Faszination zum Traumberuf

Auf einer Feuerwache ist kein Tag wie der andere und es gibt immer Action. Von der Einsatzabteilung und vorbeugenden Brandschutz über Technik bis hin zu der Verwaltungsabteilung und zum Katastrophenschutz: Es gibt viele Möglichkeiten bei der Feuerwehr Fuß zu fassen.

Dietrich Bettenbrock hatte schon früh Kontakt zu der örtlichen Feuerwehr. „Ich bin mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr eingetreten, hab das eigentlich auch immer sehr gerne gemacht und mir irgendwann überlegt, dass das auch ein Beruf für mich sein könnte“, erklärt Bettenbrock und fügt mit einem Schmunzeln noch hinzu: „Das sind natürlich alles keine Sachen, die man als Kind schon vor Augen hat. Sicher mögen Feuerwehrautos und Blaulicht eine Rolle gespielt haben, aber mit fortschreitendem beruflichem Interesse lernt man natürlich auch die Realität kennen.“

Was die Feuerwehr für Bettenbrock darüber hinaus noch interessant macht, ist ihre Struktur. Die Osnabrücker Feuerwehr ist mit 160 Mitarbeitern im Vergleich zu manch anderer Stadt nicht groß. Bettenbrock hat schon oft zu hören bekommen, dass große Wachen doch viel interessanter seien, da dort mehr los sei.

Doch der Amtsleiter findet, dass man bei der Osnabrücker Feuerwehr ein großes Angebot hat: „Hier wird von jedem alles verlangt und das macht aus meiner Sicht den Reiz einer Feuerwehr in unserer Größe aus.“ Außerdem ist Osnabrück seine Heimatstadt, wo seine Familie und viele Freunde leben, die er in seinem Leben nicht missen möchte.

Bettenbrocks Tipp für alle, die mal bei der Feuerwehr anfangen wollen, ist „Wer wirklich Interesse hat, soll sich bundesweit bewerben und irgendwann kommt auch die Gelegenheit da wieder hin zurückzukehren, wo man herkommt“. Er selbst hat es auch so gemacht und durchweg positive Erfahrungen gesammelt.

Freiwillige Feuerwehr

Dass die freiwillige Feuerwehr für Osnabrück genauso wichtig ist wie die Berufsfeuerwehr weiß Bettenbrock aus Erfahrung und betont: „Keine Stadt in Deutschland kann das alles ohne die freiwillige Feuerwehr.“

Das Thema liegt ihm auch aus ganz praktischen Gründen am Herzen. Erst seit März 2021 ist die zweite Berufsfeuerwehrwache in Betrieb. Zusätzlich setzt Osnabrück vor allem auf die freiwillige Feuerwehr mit sieben Standorten. Insgesamt gibt es neun Standorte. Während seiner Amtszeit hat sich also einiges getan.

Nicht nur für Bettenbrock und seine Kollegen bietet die moderne Feuerwache Vorteile wie mehr Platz und größere Einsatzmöglichkeiten. Für Osnabrück war dieser Bau ebenfalls von großem Nutzen, da nun schneller zu den Einsätzen gefahren werden kann. Für Brandbekämpfung und Hilfeleistung steheh jeweils zehn Kolleginnen und Kollegen auf der Feuerwache 1 und 2 rund um die Uhr bereit.

Hinzu kommen an der Feuerwache 1 noch sechs Kräfte für den Rettungsdienst. Mit den sieben Ortsfeuerwehren der freiwilligen Feuerwehr kann so der Bereich in und um Osnabrück gut abgedeckt werden. Trotz Ausbau hofft Bettenbrock dennoch auf mehr Interesse an der Feuerwehr vor allem im Bereich Kinder- und Jugendfeuerwehr.

„Weil wir viele Feuerwehrleute aus der Jugendfeuerwehr für die Freiwillige Feuerwehr rekrutieren, ist ein starkes Angebot für junge Leute wichtig. Auch bei der Berufsfeuerwehr konnten wir unsere Stellen bis jetzt noch gut ausfüllen und haben viele Kolleginnen und Kollegen aus NRW übernommen, aber wir bilden seit sechs Jahren auch wieder selbst aus und das ist auch zwingend erforderlich. Man muss auch an die Zukunft denken, der Fachkräftemangel macht sich ja in immer mehr Bereichen bemerkbar.“

Lernen, mit Menschen umzugehen

Das Ehrenamt bei der freiwilligen Feuerwehr hat Dietrich Bettenbrock besonders geprägt. Vor allem das Zwischenmenschliche war für ihn eine wichtige Erfahrung. Durch die freiwillige Feuerwehr habe er gelernt, wie man als Team zusammenarbeitet und wie man mit seinem Team umgeht. Das sei ihm in seinem heutigen Beruf sehr zugutegekommen.

In anderer Weise fordernd kann der Kontakt mit der Bevölkerung während der Einsätze sein. „Es gibt immer wieder Situationen, in denen man sich auch mal durchsetzen muss. Es gibt beim Einsatz natürlich manchmal Stress, wenn Leute mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind, aber man kann vorwiegend mit Herzlichkeit rechnen. Wir erleben überwiegend Dankbarkeit und Freundlichkeit“, berichtet Dietrich Bettenbrock aus dem Alltag der Feuerwehrleute.

Obwohl er der Leiter der Berufsfeuerwehr ist, fahren er und seine Kollegen im höheren Dienst trotzdem immer wieder Einsätze. Bettenbrock begründet diese Vorgehensweise damit, dass man so den Kontakt zur Basis behält. Der Austausch mit seinem Team ist ihm wichtig und das merkt man. Teamarbeit, Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis werden hier großgeschrieben.

Einschränkungen wegen des Traumberufs?

Wer eine Karriere bei der Feuerwehr machen möchte, muss mit Einschränkungen im Privatleben rechnen. Gerade als Amtsleiter greift die Arbeit mitunter stark in die eigene Zeitplanung ein. Ein Beispiel, welches Bettenbrock nennt, sind die 24-Stunden-Schichten. Man ist einen gesamten Tag lang nicht zuhause und muss alles andere verschieben. Selbst wenn Bettenbrock solch eine Schicht hinter sich hat, ist die Arbeit für ihn immer noch nicht getan.

Als Amtsleiter hat er neben den Einsätzen, die man nicht vorhersagen kann, auch viele Termine. Wenn er gebraucht wird, kann er nicht sagen Ich habe keine Zeit. Dieser Beruf setzt eine große Flexibilität voraus. Trotzdem kommt für Bettenbrock kein anderer Beruf in Frage. Die Herzlichkeit und Dankbarkeit von Kollegen und Außenstehenden ist groß.

Die Feuerwehr wirkt wie eine große Familie, in der alle mithelfen und sich gegenseitig den Rücken stärken. Bettenbrock macht sein Beruf Spaß und abgesehen von diesem einen Nachteil erkennt er keine weiteren Einschränkungen. Es ist die Tätigkeit, die man lieben muss und genau das merkt man ihm an.

Heimat ist am Schönsten

Auch abseits der Arbeit darf es für Dietrich Bettenbrock mit sportlichen und kreativen Aktivitäten actionreich zugehen. Er bewegt sich viel mit seinem Hund – einem Dackel – an der frischen Luft, geht gerne joggen und kocht auch sehr gerne. An Osnabrück gefällt ihm vor allem der Markt am Wochenende.

Dort kauft er die Zutaten, mit denen er seiner Leidenschaft des Kochens nachgeht und immer wieder neue Rezepte ausprobieren kann. Außerdem nutzt er gerne das gastronomische Angebot der Stadt. Gutes Essen mit der Familie, egal ob im Restaurant oder selbst gemacht, ist für Bettenbrock ein wichtiger Teil seines Lebens.

Genau dieses Leben neben der Arbeit macht Osnabrück für ihn so interessant: „Die Gastronomie, die Natur – das alles macht Osnabrück für mich aus. Dieses Leben, was man nach der Arbeit hat, kann man hier gut genießen“.

Zukunftswünsche

Bettenbrock liebt seine Heimat und seinen Beruf, das merkt man. Wenn er in die Zukunft von Osnabrück und vor allem die von der Feuerwehr denkt, wünscht er sich strukturierte Renovierungen. Die Feuerwache an der Nobbenburger Straße ist für so viele Leute und Geräte ausbaufähig.

Die Überarbeitung des Standortes ist ein großer Wunsch des Amtsleiters. Auch die Gerätehäuser der freiwillige Feuerwehr könnten modernisiert werden. Über alles stellt Bettenbrock aber die Gesundheit seiner Kolleginnen und Kollegen: „Idealer Weise wünsche ich mir natürlich, dass alle Kollegen immer gesund aus ihren Einsätzen kommen“. Bei so einem Beruf stehen materielle Wünsche immer hinten an.