Franziska Gröne treibt Entwicklung von seedalive voran

Eine Stadt zum Wurzeln schlagen

Die gebürtige Cloppenburgerin Franziska Gröne ist während ihres Biologiestudiums in das Start-Up Seedalive hineingewachsen, dessen Entwicklung sie inzwischen Vollzeit  vorantreibt. Als Laborleiterin wagt sie jetzt den Schritt in die Vermarktung des richtungsweisenden neuen Verfahrens des Unternehmens, mit dem sich die Keimfähigkeit von Pflanzensamen bestimmen lässt. Sie ist zum Studieren nach Osnabrück gezogen und hat hier Wurzeln geschlagen.

Franziska Gröne fiel es leicht, sich in Osnabrück einzuleben und Anschluss zu finden, denn für sie verbindet es die Vorzüge von Stadt- und Landleben. „Man kennt sich untereinander, sieht aber auch ständig neue Gesichter, lebt zentral und ist schnell im Grünen.

Die Entscheidung, hier zu bleiben ist aber trotzdem nicht plötzlich gefallen, sondern nach und nach herangereift. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber heute kann ich sagen, diesen besonderen Charme findet man nicht überall“, so Franziska Gröne, der auch die Ecken und Kanten Osnabrücks gefallen.

Ihre aufgeschlossene und neugierige Art ist hier jedenfalls auf fruchtbaren Boden gefallen, denn schon während ihres Biologiestudiums bekommt sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Klaus Mummenhoff im Start-Up Seedalive die Möglichkeit, ihre weitere Zukunft in der Hasestadt aufzubauen.

Osnabrücker Nährboden

Nach dem Abschluss ihres Biologiestudiums bleibt sie Seedalive treu und steigt als Laborleiterin voll mit ein. „Durch das Uni-Netzwerk hat sich eine Tür geöffnet und es fühlte sich richtig an, einfach durchzugehen“, kommentiert Fanziska Gröne die Bauchentscheidung, die sie nicht bereut, und ergänzt: „Auch außerhalb des akademischen Umfelds sind wir gut vernetzt. Wir schätzen hier die sogenannten Accelerator Programme wie Seedhouse und Growhouse. Der Standort Osnabrück ist ein eigenes Ökosystem mit wachsendem Netzwerk, der sich inzwischen schon einen Namen im Agrarsektor gemacht hat.“

Und mit dem Seedalive-Labor im neu entwickelten Wissenschaftspark arbeitet sie sozusagen mitten im Zentrum der Osnabrücker Innovation. Den Netzwerkgedanken pflegt sie heute unter anderem im Rahmen der Koordination und Anleitung neuer Studentischer Hilfskräfte, die, genau wie sie einst, studienbegleitend am Projekt mitarbeiten. So wird das feste Team aus sechs Mitarbeitenden bei Seedalive ständig von Studierenden unterstützt.

Heimat einer revolutionären Idee

Aber was ist Seedalive eigentlich genau? Seinen Ursprung hat das Start-Up in der Idee Prof. Dr. Klaus Mummenhoffs und war ursprünglich aus der Grundlagenforschung inspiriert. Die erste Anwendung sah er bei Genbanken, in denen Samen und Saatgut von vielen unterschiedlichen Pflanzen gelagert werden. Da sich Samen nicht ewig halten, müssen sie nach einiger Zeit auf Alterungsverlauf und Keimfähigkeit getestet und ggf. ersetzt werden.

Herkömmliche Verfahren zu diesem Zweck haben viele Nachteile. Davon abgesehen, dass die Samen, in der Regel eine Testmenge von 400 Stück, im Prozess zerstört werden, ist das größte Manko die lange Wartezeit: Sie liefern erst nach 14 Tagen aussagekräftige Ergebnisse.

Seedalive hat eine patentierte Technology entwickelt, mit der man die Keimfähigkeit von Saatgut in nur vier Stunden ermitteln kann. Damit spart man nicht nur 99% an Zeit, sondern auch 99% Energie. Interessant ist ihr Verfahren deshalb vor allem für Saatgutproduzenten und sogenannte Aufbereiter und Züchter.

„Die lange Regenperiode zur Erntezeit hatte diesen Sommer die Folge, dass die Samen auf den Ähren bereits gekeimt sind“, erklärt Franziska Groene. Gekeimte Samen müssen bei der Aufbereitung von Saatgut aussortiert werden. Da dieser Anwendungsfall etwa alle sieben Jahre vorkommt, hatten viele dieses Jahr Probleme, die Sortierungen akurat einzustellen.

Mit seedalive war es ihnen möglich, nach vier Stunden statt 14 Tagen festzustellen, ob die Sortierungsmaschinen in der Aufbereitunganlage richtig eingestellt waren. „Zeit ist ein entscheidender Faktor für die Aufbereitet“, sagt die Biologin „denn je schneller die Ergebnisse der Keimtests vorhanden sind, desto ruhiger kann der Aufbereiten schlafen.“

Aus dem Labor ins Marketing

Mit dieser Zielgruppe im Blick geht Seedalive inzwischen offensiver in die Vermarktungsphase – das bedeutet auch für Franziska Gröne berufliche Weiterentwicklung. Sie ist jetzt nicht mehr Laborleiterin, sondern baut die internationalen Vertriebsstrukturen auf. Dafür ist sie in einem „Try & Trust“-Modell mit einem Demo-Koffer unterwegs, um in den Unternehmen zu zeigen, wie sie die Qualitätsprüfung ihres Saatguts unkompliziert und sicher selbst durchführen können.

Nach einer Einführung können die Kunden den Test für eine bestimmte Zeit mit kostenlosen Test-Kits bei sich ausprobieren. Dementsprechend spielt sich ihr beruflicher Alltag inzwischen weniger im Labor und mehr unterwegs ab. Wenn sie nach einer Geschäftsreise wieder zu Hause ankommt, ist die Biologin auch in ihrer Freizeit der Natur verbunden und entspannt am liebsten beim Campen und Klettern.

Außerdem steht noch eine mehrtägige Radtour auf dem Plan. Beruflich geht der Weg bei Seedalive weiter. Der nächste große Schritt ist die Erschließung neuer Märkte wie Indien oder Nordamerika, aber bis dahin ist noch ein bisschen Wachstum notwendig.